Die wandernde Couch

Umzug zweier junger Leute mit Couch und ohne Auto und sonstigem Hilfsmittel. Dann wird halt die Couch über die Straße geschoben. Über die Kopfsteinpflasterstraße, die zum letzten Mal vor gefühlten 200 Jahren instandgesetzt wurde. Das nenne ich ein Abenteuer.

Ein Abenteuer vor allem, weil die Füße der Couch nicht dafür gemacht wurden, dass man sie schiebt. Habe meine Hilfe angeboten, wurde aber zurückgewiesen. Nun gut, ich hab Feierabend und Zeit.

2 Meter der insgesamt 8 Meter sind geschafft, wie auch die beiden geschafft sind. Sie stecken in einer Klemme. Gefühlt und im echten Leben. Einer der Füße steckt in einer Fuge zwischen den Steinen fest. Wie gesagt, beide schieben. Keiner hebt. Der Fuß hält tapfer stand!

Der Fuß ist nicht weiter stur und ist eingeknickt. Also so richtig. Anders gesagt, er ist ab. Das bringt den beiden Schiebern jetzt nicht so sonderlich viel, denn durch den Schock, weigert sich Fuß Nummer 2 jetzt weiter zu rutschen. Wir hängen erneut in einer Klemme.

Die Schieber haben Fuß Nummer 2 jetzt auch aus der Party verbannt und ihn ebenfalls sterben lassen. RIP, lieber Fuß Nummer 2! Wir werden dich nicht vergessen! F in den Chat! Die Luft für Nummer 3 und 4 wird nun immer dünner, die Couch ist bereits in Schieflage geraten.

Zur Feier meines frühen Feierabends, habe ich mir einen Lahmacun gegönnt, welchen ich zuhause essen wollte. Allerdings habe ich das jetzt hier im Auto getan. Besser als jedes Popcorn.
Aber eine Frage bleibt: Gibt es auch nur einen Menschen, der das unfallfrei essen kann? Einen?

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Update: Jetzt wo auf der einen Seite 2 Füße fehlen und der weiß-beige Stoff der Couch-Kante auf dem Boden rutscht, hat Schieber1 (oder besser Schieberleader) festgestellt, dass wenn man am anderen Ende hebt, die Couch besser rutscht, so ohne Beine.

Klappt auch ganz gut, bis sie zur 5 Meter Marke kommen, da hat nämlich die Couch-Kante so keine Lust mehr und versenkt sich in einer Monsterfuge. Durch den Schreck fällt Schieberleader und Schiebernichtganzsoleader die Couch runter.
RIP Fuß 3 und 4…

Nun sind also alle Füße ab und beide Mitglieder der Schieberbande stehen vor 2 Problemen. Sie können nicht mehr unterfassen, weil kein Fuß mehr da ist, der den Platz ermöglicht hätte und die Kante der anderen Seite steckt noch immer in der Fuge.

Während ich mich von den Resten der türkischen Pizza säubere, legen auch die beiden Schieber eine Pause ein. Sie könnten sich auf die Couch setzen, die ja eigentlich haargenau für solche Fälle gedacht ist, sie setzen sich allerdings auf die Straße. Neben der Couch.

Ein neuer Schlachtplan muss her, schnellstens. Also schnellstens, nachdem das Red Bull getrunken wurde. Biete nochmal meine Hilfe an und werde wieder, mittlerweile genervt zurückgewiesen. Na gut, dann setze ich mich wieder in mein Auto und gucke zu. Allerdings erdreiste ich mich vorher noch den Tipp zu geben die Couch nach hinten anzukippen um unterfassen zu können. Ich blicke in 2 verständnislose Gesichter. Dann kommt ihnen 2 Minuten später ein Geistesblitz. Sie könnten ja die Couch nach hinten kippen. Ja, wow! Immerhin.

Also steht Schieberleader nun hinter der Couch und zieht. Die Couch kippt tatsächlich nach hinten und Schiebernichtganzsoleader fasst unter. Schieberleader lässt los und zack…
Ich fummle schon mal den extra Verbandskasten aus meinem Auto heraus. (ja, habe 2 für alle Fälle)

Ein paar männliche Tränen fließen und ein wenig geflucht wird auch. Aber was muss das muss. Der Schmerz wird aus der Hand geschüttelt und weiter geht’s. Beide haben sich jetzt dazu entschlossen zu ziehen. Der Einfachheit halber, nenne ich sie aber weiterhin Schieberbande.

An der Ausgangslage hat sich nichts geändert. Die Kante der Couch steckt noch immer in der Fuge. Also bringt ziehen exakt so viel wie schieben. Mittlerweile hat sich übrigens Publikum angesammelt. Neben mir sind nun 5 Leute draußen und schauen zu.

Während ich das hier schreibe, passiert das Unglaubliche! Die Kante löst sich aus der Fuge und beide ziehen voller Stolz weiter. 6 Meter sind geschafft. 7 Meter. Erste Laolawellen bilden sich. Erste Klatscher sind zu hören. Allerdings nicht draußen, sondern aus dem Fitnessstudio. Das ist nämlich nebenan und gut besucht. Allerdings sind alle Geräte unbenutzt, weil alle Besucher an den Fensterscheiben hängen um das Spektakel mitzuerleben. Jubelrufe werden laut, was unsere Schieber natürlich umso mehr anspornt. Der letzte Meter! Was soll schon schiefgehen?

GESCHAFFT! SIE HABEN ES TATSÄCHLICH GESCHAFFT!

OK, sie stehen zwar jetzt vor dem Problem, dass 1. Die Bordsteinkante ziemlich hoch ist, 2. die Tür ziemlich schmal und sie 3. mindestens in den 1. Stock müssen (das Fitnessstudio ist im Erdgeschoss), aber das Ziel ist in Sicht!

Die Jubelschreie aus dem Fitnessstudio hallen nach und so werden Bärenmamakräfte freigesetzt um die Bordsteinkante zu überwinden. Die Couch ist fast am Ziel! Ich biete ein letztes Mal an zu helfen und oh Wunder, sie nehmen an. Ich erkläre ihnen kurz die Hub und Drehtechnik. Couch hochkant stellen und dann durch die Tür drehen. Couch ist im Haus. Lag vielleicht auch an dem Bekannten, mit dem ich das gemacht habe. Mit der fast selben Technik hiefen wir das Teil in den 2. Stock und in die Wohnung. Beide Schieber sind glücklich und wir gehen wieder.

Ich könnte hier natürlich abschließen, aber wie könnte ich? Wir haben unterwegs 4 tragende Elemente dieses Unterfangens verloren, die einfach so zurückgelassen wurden.
Ich habe ihnen Namen gegeben.
Splinter, Shredder Manuel und Bob.

Ruhet in Frieden!

Ich nehme also alle 4 an mich und bette sie sorgfältig zur Ruhe. In der Tüte, in der ich den Lahmacun bekommen habe. Möge Euch im nächsten Leben ein besseres Schicksal ereilen.

Farewell my friends

Hab die Tüte vor die Tür gelegt. Nur falls jemand fragt. Entsorgen können die ihren Müll schon noch selbst. So, ich gehe jetzt nach Hause. Tschüss.