Ok, es ist nicht DIE Hölle, nur meine persönliche Hölle. Ich war nämlich gerade im Havelpark. Einige werden sich jetzt fragen, was an diesem Tempel des Konsums eine Hölle sein soll und sie fragen es sich zurecht. Nun, morgen ist Sonntag. Und Heiligabend. Und damit der letzte Tag auf Erden. Schließlich sind die nächsten 3 Tage alle Geschäfte geschlossen.
Also stürmen alle Männer verzweifelt los um noch irgendwas schönes für die heimische Regierung zu besorgen, weil sie, wie jedes Jahr angenommen haben, dass das „Dieses Jahr schenken wir uns aber nichts, ne?“ tatsächlich gilt, bis sie durch Zufall, auf der Suche nach etwas essbarem, in diesen einen Schrank schauen, der irgendwie nur in diesen Momenten zu existieren scheint, der Schrank mit den Putzmitteln, und dort dann erstaunt feststellen, dass die Geliebte einen wahrscheinlich doch mehr liebt, als man sie. Sie stürmen in die Geschäfte, verwechseln dabei schonmal den Juwelier mit dem Elektronikdiscounter, rennen dann erstaunt aus dem Laden und landen wie durch Zauberhand im Angelladen, der teuflischerweise direkt neben dem Baumarkt liegt und kaufen aus lauter Frust erst einmal eine Flex, deren echten Preis die Frau nie erfahren darf.
War ein Angebot Schatz, wirklich! Die haben sie quasi verschenkt! Ich musste zugreifen, die hat nämlich 10 Umdrehungen mehr, als die, die ich vor genau einem Jahr gekauft habe, die auch schon ein totales Angebot war. Ehrlich, Schatz!
Wenn sie dann wieder glücklich im Auto sitzen und gerade das Auto starten wollen, fällt ihnen wieder ein, warum sie ja eigentlich hier sind. Die Frau! DIE FRAU! Also geht es wieder rein und fast direkt zum Geschenk für die Frau. Die Frage ist dann nur was wird ihr Geschenk? Schließlich darf nicht der Eindruck entstehen, dass sie ihn mehr lieben würde, als er sie. Also geht er sein Budget durch. Für einen fetten Diamantring fehlt das Geld. Für einen kleinen auch. Eigentlich wäre nur genug da, wenn der Diamant aus Glas und der Ring aus Alufolie bestehen würde. Also fällt der Juwelier aus. Für schöne Klamotten fehlen ihm die entscheidenden Details. Die Maße zum Beispiel. Kurz überlegt er sie anzurufen und „ganz beiläufig“ danach zu fragen, aber das würde nur Nachteile mit sich bringen. Ganz erhebliche Nachteile. Unglaublich laute Nachteile. Außerdem würde sie dann was ahnen. Also wird es ein Gutschein. Gutscheine sind super. Aber teuer.
Jetzt stehen also unzählige Männer an der Geschenkeverpackstation, die zum Glück umsonst ist und lassen sich ihre Gutscheine verpacken. Natürlich werden sie dann am Heiligen Abend behaupten, alles aus dem tiefsten Inneren des Herzen gekauft zu haben, aber die Geliebte wird es wissen. Nicht sagen. Nur wissen. Frauen haben Stil und wissen wieviel die Flex gekostet hat, denn sie hat genau dieses Modell bereits im Oktober gekauft, als diese tatsächlich im Angebot war und ihrem Liebling mal etwas Gutes tun wollte.
Frauen allerdings fahren in den Havelpark um tatsächlich einzukaufen. Und so sind die Fahrstühle gefüllt von Körben voller Fressalien, die für Wochen den heimischen Kühlschrank füllen werden. Und den Gefrierschrank. Und alle anderen Schränke gleich mit. Schließlich geht die Welt unter. Wie jedes Jahr. Manchmal wünschte ich, ich wäre eine Frau an Weihnachten. Mit Tunnelblick in das anvisierte Geschäft und nur das nötigste kaufen. Weil die Welt untergeht. Wie jedes Jahr an Weihnachten.
Aber nein, ich gehe Geschenke kaufen für meine Nichten. Das Problem ist nur, ich hasse Menschenaufläufe. Wie. Die. Pest. Und nirgendwo sind mehr Menschen versammelt, als am letzten Tag vor Weihnachten im Einkaufszentrum. Also quäle ich mich ohne rechte Idee durch die Massen, die unerbittlich im Strom schwimmen. Als ich irgendwie im Spielzeugladen ankomme, fällt mir auf, dass ich Spielzeuge irgendwie anders in Erinnerung hatte. Dort stehen hunderte Kinderwagen und Babybetten herum und warten darauf gekauft zu werden. In der Bücherabteilung finde ich neben den Malbüchern auch gleich einen Stephen King Roman, den ich noch nicht hatte und als ich den Preis für den Lego-StarWars BB-8 erblicke, falle ich bald in Ohnmacht. Ok, meine Nichten werden sich nicht wirklich für Lego von Star Wars interessieren, aber meine Güte, was ist das teuer. Selbst der olle Bauernhof von Playmobil kostet fast 100 Euro. Das sind ja fast 800 Mark oder 0,04 Bitcoin! (Je nach Kurs)
Schlussendlich habe ich aber alles gefunden und mich schonmal vorsorglich bei meinem Bruder, dem Vater meiner Nichten, entschuldigt. Er sagte nämlich, ich solle den Mädels nichts holen. Als hätte er da irgendein Mitspracherecht. Also wirklich, ich habe nur diese beiden Nichten und ich sehe sie nur selten (Arbeit Arbeit), also werde ich sie mit Geschenken bombardieren, wo es nur geht. Mit von mir höchstpersönlich verpackten Geschenken. Ok, eigentlich ist „mir“ die Damen an der Geschenkeverpackstation, aber ich habe sie höchstpersönlich dort hingebracht! Jaha, das kann ich nämlich. Nun aber gut. Ab nach Hause. Flex testen. Schöne Weihnachten.